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Emma in Frankreich - Erfahrungsbericht

Erfahrungsbericht: 3 Monate als Schülerin in Frankreich

Von Emma Heise

 

Nachdem mein Austauschschüler Maxime drei Monate bei mir und meiner Familie gelebt hatte, ging es für mich nach den Sommerferien endlich los nach Frankreich. 
Ich war schon ziemlich aufgeregt, obwohl ich Maxime ja schon recht gut kannte. Aber ich war auch sehr gespannt auf seine Familie und mein neues Leben in Frankreich. Ich war gespannt, was mich dort für Menschen und Erlebnisse erwarteten und welche interessanten Erfahrungen ich machen würde.
Von Göttingen aus fuhr ich also Anfang August los nach Paris. Dort am Bahnhof erwartete mich Maxime mit seiner Mutter. Ich habe mich sehr gefreut ihn wiederzusehen!
Mit dem Auto sind wir dann nach Le Touquet gefahren, wo die Familie ein Ferienhaus hat.
Dort habe ich auf einen Schlag fast alle Familienmitglieder kennen gelernt (ca.35).
Alle waren sehr nett zu mir und haben viel mit mir gesprochen. Ich fühlte mich insgesamt sehr willkommen. Obwohl ich noch nicht alles verstand, kam ich ganz gut mit. Der Opa von Maxime war General beim französischen Militär und  vor ca. 40 Jahren in Freiburg stationiert. Scheinbar hatte er dort eine gute Zeit, denn er steht Deutschland mit großer Sympathie gegenüber. Ich habe mich mit ihm viel über interessante Themen unterhalten. Er konnte noch ein paar Deutsche Sätze wie z.B ’’Ich muss mich rasieren’’. Das war sehr lustig. Es wurde viel gegessen und geredet. Franzosen sind ein sehr geselliges Volk. Zum Glück hatte ich ein eigenes, kleines Zimmer, in welches ich mich zurückziehen konnte, wenn es mir zuviel wurde.
Nach einer schönen Zeit mit der Großfamilie von Maxime in Le Touquet war ich mit meiner Gastfamilie noch einige Tage in Paris. Maximes Mutter, Blandine, ist dort aufgewachsen und kennt sich sehr gut aus. Wir haben die Innenstadt von Paris mit dem Fahrrad angeguckt und ich habe Paris aus einem ganz anderen Blickwinkel erleben können. Sie haben mir wirklich viele Dinge gezeigt und wir haben auch sehr bekannte Sachen wie Versailles und den Louvre besichtigt. Das war sehr schön.
Nach unserem Aufenthalt in Paris ging es dann in 3 ½ Stunden nach Montluçon, meine neue Heimat für 2 ½ Monate. Ich wohnte mit der Familie von Maxime, das sind seine Mutter Blandine, sein Vater Vincent, sein kleiner Bruder Jean-Thomas (3), seiner kleinen Schwester Maïlys(11) und seinem großen Bruder Baptiste(17), in ihrem Haus in Montluçon. Ich hatte ein eigenes Zimmer und musste mir das Badezimmer nur mit den Kindern teilen.
Die Schule war riesig. Es gab ca. 1400-1500 Schüler dort. Das ist natürlich im Vergleich zum OHG ein ganz schöner Schock. Vieles ist anders, wenn man auf so eine große Schule geht, und dann auch noch auf eine französische… Generell unterscheidet sich die französische Schule sehr von der deutschen. Zum Beispiel ist das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern viel unpersönlicher und distanzierter. In Frankreich gibt es auch generell nur Frontalunterricht. Das heißt, dass der Lehrer die ganze Zeit spricht und die Schüler sich kaum am Unterricht beteiligen. Man muss alles genau mitschreiben. Ich hatte schon nach ein paar Wochen einen ganz schönen Ordner… Auch das Notensystem ist anders und die ganze Schule wird vom ’’Vie scolaire’’ organisiert.
Ich bin froh, auch ein anderes Schulsystem kennen gelernt zu haben und kann jetzt auch sagen, dass wir deutschen Schüler gar nicht soviel zu meckern haben. Hier gehen die Lehrer mehr auf die Schüler ein. In Frankreich interessieren deine Probleme keinen Lehrer.
Doch ich habe mich in der Schule sehr wohl gefühlt, da ich gleich zu Anfang nette Leute kennen gelernt habe und mich schnell in die Schülergemeinschaft des Lycées integriert habe.
Ich ging mit ihnen auf Partys, Essen (Franzosen lieben es zu essen!!!), einfach nur im Park abhängen…etc. Oftmals hatten wir sehr lustige Tage/Nachmittage/Abende.
Die Franzosen sind aber doch etwas eigenartig, was neue Leute, gerade aus anderen Ländern, angeht. Prinzipiell hat man es nicht ganz leicht wenn man die Sprache nicht beherrscht, denn die Franzosen plappern einfach mal drauf los und es ist ihnen herzlich egal, ob man etwas versteht oder nicht. Das man nicht ganz mitkommt, das muss man ihnen erstmal verständlich machen. Doch die Kommunikation kein sehr großes Problem.
Generell wurde ich am Lycée wie eine ganz normale Schülerin behandelt, nicht wie ein Gast.
Ich hatte einen Schülerausweis, eine Essenskarte, musste in die Infirmerie (Krankenstation) und auch die Hausaufgaben und Klassenarbeiten wurden von mir wie von einer französischen Schülerin verlangt. Also habe ich genauso Hausaufgaben gemacht wie alle anderen. Obwohl ich dabei öfters die Hilfe meines Austauschpartners in Anspruch genommen habe.
Die Schule hat in der französischen Gesellschaft auch einen ganz anderen Stellenwert als in der Deutschen. Wo es hier bei uns zu Lande keine Schande ist, eine Klasse zu wiederholen, ist es in Frankreich in ‚guten’ Familien Standart, dass die Kinder eine Klasse überspringen.
Oft hat Maxime auch noch bis 11:00 abends gelernt und Hausaufgaben gemacht. Seine Mutter hat jetzt schon mit seinem dreijährigen Bruder Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt, dass er auch auf jeden Fall eine Klasse überspringt.
Ich persönlich bin in diesen Ansichten nicht ’’d’accord’’ mit meiner Gastfamilie gewesen.
Doch ansonsten habe ich mich auch mit ihnen gut verstanden.
Trotzdem fühlte ich mich bei ihnen nicht als ’’Gastfamilienmitglied’’ akzeptiert, sondern eher nur als ’’Gast’’. Doch ich blicke auf eine schöne Zeit mit ihnen zurück und es liegt auch sehr in meinem Interesse den Kontakt aufrecht zu erhalten und sie irgendwann einmal wieder zusehen. Mein Austauschschüler Maxime wurde für mich immer mehr wie ein Bruder und ich vermisse ihn auch schon sehr, seitdem ich wieder in Deutschland bin. Er wird mich wahrscheinlich in den Sommerferien besuchen kommen.
Ich hatte Glück, denn am Lycée habe ich weitere deutsche Schülerinnen kennen gelernt, die auch alle mit dem Brigitte-Sauzay-Programm für 2 Wochen bis 6 Monate in Frankreich waren/sind. Es war sehr interessant sich mit ihnen über die Probleme, ihre Erfahrungen in Deutschland mit einem Gastschüler und das Leben in Frankreich auszutauschen. Denn es ist auch nicht immer leicht, einen Gastschüler zuhause zu haben…
Uns sind dabei auch viele Unterschiede zwischen den beiden Ländern aufgefallen. Dabei kann man gar nicht sagen, was besser oder schlechter ist. Ich freue mich, jetzt beide Seiten relativ gut zu kennen.
Alles in einem hat mir hat diese Zeit in Frankreich sehr gut gefallen, mit allen ihren Höhen und Tiefen. Denn es ist auch nicht immer leicht, für eine gewisse Zeit von Zuhause weg zu gehen. Ich hatte für die Zeit dort zwei Leben, und das eine musste ich am Ende verlassen.
Der Abschied war sehr tränenreich und alle Franzosen haben mir zum Schluss einen Frankreich-Fan-Schal geschenkt, auf dem sie alle ein paar liebe Worte geschrieben haben. Das war so nett, da mussten wir alle noch mehr weinen.
Ich hoffe sehr, dass mir der Kontakt zu bestimmten Personen nicht verloren geht.
Bei diesem Austausch habe ich auch nicht nur die französische Sprache gelernt, ich habe auch etwas fürs Leben gelernt. Während so einer Zeit wächst man und verändert sich. Ich fühle mich jetzt selbstständiger und selbstbewusster und ich empfehle jedem, der diese Chance hat, sie wahrzunehmen und mit offenen Augen und einem offenen Herzen in dieses Experiment zu gehen. Diese schöne Zeit mit all den schönen Erlebnissen und Erfahrungen werde ich immer in Erinnerung behalten.

Falls ihr euch für einen Austausch über das Deutsch-Französische Jugendwerk mit dem Brigitte-Sauzay Programm interessiert, könnt ihr mich gerne darauf ansprechen.

Emma Heise, G10

Fotos 1

Fotos 2