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Das organisierte Verbrechen auf der Bühne des Schulzentrums Braunlage Eine italienische Großfamilie macht eine deutsche Stadt unsicher und bricht am laufenden Band Regeln der Gesellschaft und Moral: Die sechs Kinder der Familie Peppone werden
systematisch zu Verbrechern erzogen, die Eltern und Großeltern brüsten sich mit Heldentaten wie Mord und Diebstahl, das Einzige, was zählt, ist das liebe Geld. Die Polizei ist rat- und hilflos.Theresa
Jäkel aus der zehnten Klasse hat zusammen mit den dreizehn Mitwirkenden aus der Theater-AG des Gymnasiums an diesem Plot gearbeitet und daraus eine kriminalistische Komödie mit dem Titel „Familie auf Italienisch“
verfasst, in der die Rollen auf die Begabungen der Darsteller wie zugeschnitten scheinen. So kommen sowohl die elf Kinder aus der fünften Klasse mit viel Bewegungsdrang und Fantasie als auch die drei Zehntklässler mit
organisatorischem Talent und einer Spur Abgeklärtheit voll zum Zuge, was sicher bei dieser in Bezug auf die Altersunterschiede ungewöhnlichen Zusammensetzung keine leichte Aufgabe ist. Unter der Regie des AG-Leiters
Frank Werger ist das Stück gekonnt auf die Bühne gebracht worden, das am 11. und 13. Juli jeweils um 19 Uhr in der Aula des Schulzentrums Braunlage bestaunt und beklatscht wurde. Für ein ansprechendes Ambiente vor und
nach den Aufführungen sorgten engagierte Eltern: So konnte bei giftgrünen oder auch blutorangen Saftcocktails über das Bevorstehende und Gesehene gesprochen werden. Nachdem das Publikum durch
italienische Musik in die richtige Stimmung versetzt und durch den trotz Sonnenbrille durchdringenden Blick von „Ihm“ (Tobias Schlubat) zum Schweigen gebracht worden war, ging es los: Der tattrige alte Herr (Jannick
Nüsse) wird von den quirligen Mädchen Gina und Liza Peppone (Neela Winter und Emma Heise) im Park seiner Aktentasche beraubt, während Vater Alberto Peppone (Michaela Merz) mit der näheren Planung eines Einbruchs in die
Landeszentralbank beschäftigt ist. Er spannt hierbei geeignete Familienmitglieder entsprechend ihrer kriminellen Talente ein: So soll die resolute Oma Rosetta (Annabel Rust) den Fluchtwagen fahren, der reichlich
verwirrte Opa Luigi (Georgette Schmidt) die Telefonanlage bedienen und auf die kleinste Ganoventochter Maria (Pia Rupprecht) aufpassen. Isabella Peppone (Viviane Baumann), die nur in die Schule geht, wenn „nützliche“
Fächer wie Mathe oder Sport unterrichtet werden, soll einen Eingang bewachen, in dieser Zeit kann der reichlich pubertierende Stefano (Franziska Schoppe) den Computercode der Bank knacken. Der älteste Sohn Flavio
(Fredericke Rietz), der schon einmal die gefährliche Bekanntschaft mit „Ihm“ gemacht hat, darf schon einige Aufgaben seiner Eltern übernehmen, wie sich zum Beispiel um Sicherheitsbeamte oder Bankangestellte „kümmern“.
Diese Planungsphasen Albertos werden immer wieder gestört, sei es durch die Einwände Ginas, Lizas oder Opa Luigis, die auch direkt beim Einbruch beteiligt sein wollen, oder durch die zwei Polizisten, die wiederholt den
Peppones einen Besuch abstatten, weil sie glauben den italienischen Gangstern auf die Schliche gekommen zu sein. Doch der „Kleine Polizist“ (Martin Laubner) ist von seiner Autorität als Hauptkommissar so überzeugt, dass
er den „Großen Polizisten“ (Christoph Buchholz) kaum zu Wort kommen lässt, obwohl oder weil dieser das bessere kriminalistische Gespür hat. So ist die Polizei mehr mit sich selbst beschäftigt als mit der konsequenten
Aufklärung der Peppone-Fälle. Aus diesem Grund gelingt es den Peppones unbemerkt in die Bank einzubrechen, wobei schließlich auch Gina und Liza mit einem fast akrobatischen Austricksen der bankinternen Lichtschranken
mit von der Partie sind. Kurz vor der Erbeutung des Geldes geht es wirklich typisch italienisch zu: Trotz gebotener Eile diskutieren Alberto und seine Frau Vanilla (Theresa Jäkel) wortreich aus, ob Flavios Kontakt mit
„Ihm“ vertretbar gewesen sei. Hier wird deutlich, dass es der sechsfachen Mutter wohl doch nicht nur ums Geld geht. Vor den Augen der beiden Polizisten verlässt die Familie Peppone mit dem Diebesgut die Bank und steigt
nach einiger Aufregung in den Fluchtwagen, in dem natürlich neben der rasanten Fahrerin Oma Rosetta auch Maria und Opa Luigi sitzen. Der tattrige alte Herr bringt in der Schlussszene das Stück zu einem runden Abschluss:
Dieser kündigt nämlich, weil seine Aktentasche völlig in Vergessenheit geraten ist, seine Auswanderung aus Deutschland an … nach Italien!
Ein großes Lob geht an alle, die zum Gelingen der Aufführung beigetragen haben. Text: Katja Lülker
Unsere Fotos zeigen Ausschnitte aus dem Theater-Stück des Gymnasiums Braunlage. Foto 1: ER .
Foto 2: Die Polizisten und der „alte Mann“. Foto 3 und 4: Die Familie „Peppone“ beim Essen. Foto 5: Die “Peppones” maskiert beim Überfall mit ihrem ”Fluchtwagen”.
Foto 6: Abschlussbild aller Akteure der Theater-AG des Gymnasiums Braunlage. |